Warum Overlays nicht ausreichen: Die Illusion der Barrierefreiheit
Warum Overlay-Tools für Websites keine umfassende Lösung für Barrierefreiheit bieten.
Die vermeintliche Schnelllösung und unsere Erfahrungen
In unserer täglichen Arbeit mit Webentwicklung und -design stoßen wir immer wieder auf dieselbe Frage von Kundenseiten: Können Overlay-Tools eine schnelle und effiziente Lösung sein, um ihre Websites barrierefrei zu machen? Auf den ersten Blick erscheinen diese Tools als attraktive Optionen – sie versprechen, Barrierefreiheit auf Knopfdruck zu liefern, ohne dass tiefgreifende Änderungen am Code oder Design der Website notwendig sind. Doch unsere Erfahrungen und eine gründliche Auseinandersetzung mit dem Thema haben uns gezeigt, dass die Realität komplexer ist.
Es ist natürlich verlockend, Mängel in der Entwicklung oder Fehler der Redaktion durch ein einfaches Java-Script/CSS Tool am Server zu kaschieren. Aber so wie Baumängel durch einen einfachen Anstrich nicht verschwinden, gibt es auch hier Grenzen.
Die Versprechungen vs. die Realität
Overlay-Tools suggerieren eine einfache Lösung für ein komplexes Problem. Sie behaupten, durch das Hinzufügen einer zusätzlichen Schicht über die bestehende Website, können Zugänglichkeitsprobleme für Menschen mit Behinderungen automatisch behoben werden. Doch Experten und Studien, wie die auf overlayfactsheet.com, bitvtest.de, und auctores.de veröffentlichten Analysen, weisen darauf hin, dass diese Tools oft zu kurz greifen. Sie können nicht alle Aspekte der Barrierefreiheit erfassen, insbesondere solche, die ein tiefes Verständnis für Kontext, semantische Struktur und Nutzererfahrung erfordern.
Die Kritikpunkte im Detail
Ein Hauptkritikpunkt ist, dass diese Tools oft nur oberflächliche Probleme adressieren und tiefer liegende Barrieren unberührt lassen. Zum Beispiel können sie Texte für Screenreader zugänglicher machen, aber sie können nicht die logische Struktur einer Webseite verbessern, die für die Navigation essentiell ist. Darüber hinaus wurde berichtet, dass einige dieser Tools neue Probleme schaffen, etwa indem sie die Benutzererfahrung für Tastaturnutzer verschlechtern oder durch ihre Overlays zusätzliche Barrieren einführen.
Aktuell sind Overlay-Tools nicht in der Lage, einen Webauftritt, der Barrieren aufweist, vollständig barrierefrei darzustellen.
Erfahrungen aus der Praxis
Die Erwartung, dass Barrierefreiheit durch ein einfaches Overlay gewährleistet werden kann, vernachlässigt die Notwendigkeit, Barrierefreiheit als integralen Bestandteil des Webdesigns und der Entwicklung zu betrachten. Echte Barrierefreiheit beginnt auf der Ebene des Codes und des Designs, wo von Grund auf dafür gesorgt werden muss, dass Inhalte für alle zugänglich sind. Dies beinhaltet eine sorgfältige Planung und Implementierung von ARIA-Rollen, richtigen HTML-Strukturen, sowie die Sicherstellung, dass alle Funktionen der Website über Tastatursteuerung zugänglich sind.
Fazit: Keine Abkürzungen zur Barrierefreiheit
Der Glaube, dass Overlay-Tools eine vollumfängliche Lösung für die Barrierefreiheit bieten können, ist ein Trugschluss. Unsere Erfahrungen und die Forschung zeigen, dass nur eine von Grund auf solide Umsetzung von Entwicklung und Redaktionsprozess die Barrierefreiheit sicherstellen kann. Es ist entscheidend, dass Unternehmen die Bedeutung und den Umfang der Barrierefreiheit verstehen und bereit sind, in die notwendigen Ressourcen zu investieren, um ihre Websites für alle Menschen zugänglich zu machen. Nur so kann ein wahrhaft inklusives Internet geschaffen werden.
Quellen und Referenzen
Einschätzung des deutschen BFIT zu Overlays:
https://www.bfit-bund.de/DE/Publikation/einschaetzung-overlaytools.html#msdynttrid=JXJdgDRqBaunHWCuwkFr6MwcRVGEkQO4gvH6GbFUHkU
Unterlagen aus einem BFIT Webinar zum Thema (Video und Präsentation)
https://www.bfit-bund.de/DE/Ueberuns/Veranstaltungen/Einsatz-von-Overlaytools/veranstaltung_node.html#msdynttrid=vohtLlLkoyUh7DzjlQrLk8fKI6OgSqfubpxMV_wnCzg
Ausführlicher Einschätzung (Englisch) zu Overlay-Techniken im Bereich Barrierefreiheit
https://overlayfactsheet.com/en/